Neugestaltung des Gänsmarktes

Veröffentlicht am Montag, 7. Oktober 2024
Überarbeitete Visualisierung mit Blick von Norden über den "neuen Gänsmarkt" mit barrierefreier, wertiger Pflasterung sowie mit bequemen Sitzgelegenheiten und Schatten spendenden Baumhainen.
Überarbeitete Visualisierung mit Blick von Norden über den "neuen Gänsmarkt" mit barrierefreier, wertiger Pflasterung sowie mit bequemen Sitzgelegenheiten und Schatten spendenden Baumhainen.

Die Sanierung und Neugestaltung des Gänsmarktes als Platz läuft auf Hochtouren. Die Bauarbeiten werden im ersten Quartal 2025 abgeschlossen, die offizielle Einweihung ist für Mai 2025 terminiert.

Schon jetzt ausgezeichnet: Für den neuen Gänsmarkt wurde die Stadt Bad Mergentheim mit dem bundesweiten "Polis Award" ausgezeichnet.

Der neue Gänsmarkt wird ein moderner und durchgrünter Platz, der eine hohe Aufenthaltsqualität bietet und zum Verweilen einlädt. Der mittlere Bereich bleibt - wie bisher schon - autofrei. Im Norden und Süden können Autos den Gänsmarkt befahren. Als neuer, barrierefreier Belag wird fränkischer Muschelkalk verbaut. Die Pflasterung zieht sich in den Übergängen bis weit in die umliegenden Straßen hinein.

Auf dem "neuen Gänsmarkt" gibt es Baumhaine und Beete, Sitzbänke sowie Fahrradständer im Bereich Törkelgasse und Härterichstraße. Außerdem Sprühnebel für Hitzetage und einen fest installierten Trinkbrunnen. Ebenfalls  berücksichtigt ist Fläche für die Außen-Gastronomie.

Neue, klimastabile "Zukunftsbäume": Im Frühling dominieren zarte weiße oder cremefarbene Blüten, im Herbst leuchtende Farbtöne. Ein Höhepunkt wird sicherlich die duftende Blütenpracht der beiden Kobushi-Magnolien. Im Herbst wird ein wenig ‚Indian Summer‘-Stimmung nach Bad Mergentheim kommen, wenn das kräftige Rot der Scharlach-Eiche besonders hervorsticht. Dazwischen gibt es die sehr interessanten Blätter des Japanischen Schnurbaums oder die hübschen Früchte am Rispigen Blasenbaum zu entdecken.

Besondere Charakteristika des Platzes sollen - neben seiner räumlichen Wirkung im teils historischen Gebäude-Ensemble und einem ansprechenden Beleuchtungskonzept - die Barrierefreiheit und die Klimaresilienz sein. Das kann nicht nur durch die Auswahl der Bäume (Details siehe unten), sondern auch durch so genannte "Schwammstadt-Prinzip" erreicht werden. Niederschlagswasser versickert und wird gespeichert. Zusätzlich gibt es zwei große Zisternen im Untergrund. Durch die Regenwassernutzung kann eine dauerhafte Begrünung gewährleistet werden, ohne auf Trinkwasser zurückgreifen zu müssen.

Am Mittwoch, 20. März 2024, wurden die beiden riesigen Zisternen sind in den Untergrund eingebaut. Sie speichern künftig 40.000 Liter Regenwasser aus dem gesamten Areal und versorgen damit die neuen Baumquartiere.

Künftig drei Grad kühler

Ein wichtiges Ziel für den Platz ist, dass er auch in Hitzeperioden ein angenehmer Aufenthaltsort ist. Der Deutsche Wetterdienst bestätigt inzwischen in einer Berechnung, dass der neue Gänsmarkt an Hitzetagen rund drei Grad kühler sein wird. Insgesamt soll er das gesamte Wohn- und Geschäftsumfeld aufwerten sowie eine ansprechende Verknüpfung zwischen dem Marktplatz und den weiteren Altstadt-Plätzen und dem Bahnhofs-Areal sein.

Sehen Sie dazu auch einen SWR-Beitrag an.

Für den neuen Gänsmarkt, der auch ein städtebauliches Projekt innerhalb der Landesgartenschau-Konzeption "Blühende Quellen" 2034 ist und im Sanierungsgebiet Altstadt/ Stadtgarten liegt, erhält die Stadt über zwei Millionen Euro Landes-Fördermittel aus dem Programm „Soziale Integration im Quartier“ (SIQ). 

Aktuelle Informationen zu den Bauarbeiten

Die Bauabschnitte wurden nicht nur nach fachlichen Notwendigkeiten festgelegt, sondern berücksichtigen auch die Bedürfnisse von Betroffenen der Baustelle. So kommen beispielsweise jene Bereiche, in denen Außengastronomie beheimatet ist, bewusst im Winter an die Reihe. Wichtig für das Verständnis der Baustelle ist zudem, dass die Platz-Konzeption mit klimastabilen Baumhainen, Zisterne und Bewässerungsrigolen zunächst durch Arbeiten im Untergrund eine entsprechende Grundlage bekommen muss.

Mit eingebunden sind zahlreiche Maßnahmen für die Infrastruktur unter dem Platz: Fernwärme, Wasser, Abwasser, Strom, Internet usw. 

Diese Arbeiten für den eigentlichen Platzaufbau haben am 15. Januar 2024 in insgesamt vier Bauabschnitten von Süden nach Norden begonnen.  

Bauabschnitt 1 (Januar bis Frühjahr 2024): Dieser Bauabschnitt erstreckte sich von der Kirchstraße 11 bis zur Einmündung in die Holzapfelgasse.

Erfahren Sie hier einige Details zur Platz-Gestaltung im 1. Bauabschnitt (Pflaster, wassergebundene Wegedecke, Litfaßsäule, Versorgungspoller und mehr).

Bauabschnitte 2 + 3 (seit März 2024): Fortgesetzt werden die Arbeiten von der Einmündung Holzapfelgasse bis zum Ledermarkt 12 und über die Fahrbahn hinweg bis ins Zentrum des Platzes. Außerdem geht es ein Stück in die Törkelgasse hinein und bis an die Bahnhofstraße heran. Dies ist der größte Bauabschnitt des Projektes. Nach Abschluss der Bauphase 2 konnte die südliche Fahrspur inzwischen bereits wieder freigegeben werden. Außerdem hat die denkmalgerechte Sanierung des Kiliansbrunnens begonnen, der zu diesem Zwecke derzeit komplett eingerüstet ist. 

Bauabschnitt 3 und vorgezogene Teile des Bauabschnitts 4 (ab September 2024): Die Bauphase 3 wurde im September 2024 neu zugeschnitten und wird bereits einen vorgezogenen Teil des ursprünglichen Bauabschnittes 4 beinhalten, nämlich die Bahnhofstraße. Damit wird erstmals auch der nördliche Teil des Gänsmarktes in die Bauarbeiten einbezogen. Nähere Informationen - auch zu den verkehrlichen Regelungen - sowie eine Kartengrafik dazu können Sie hier finden. 

Bauabschnitt 4 (2025): Der finale Bereich des Projektes wird die Härterichstraße sein - bis ans Reichengässle heran. 

Für alle Bauarbeiten gilt: Sofern es bei den einzelnen Baustellen zu verkehrlichen Beeinträchtigungen kommt, wird die Stadt diese aktuell und tagesgenau präzisiert separat kommunizieren. Fußgängerinnen und Fußgänger können den Bereich zu jeder Zeit passieren.

Archäologie

Die Altstadt Bad Mergentheims ist Grabungsschutzgebiet. Das bedeutet, dass alle Arbeiten im Vorfeld mit dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt werden. In diesen Abstimmungen wird das jeweilige Verfahren geklärt. Ziel ist, dass archäologische Funde und Befunde der wissenschaftlichen Forschung nicht verloren gehen. Deshalb werden auch die Bauarbeiten im Bereich Gänsmarkt fachlich von einem Archäologen begleitet. Für die Stadt Bad Mergentheim ist hier Matthias Klefenz federführend tätig.

Bisher können wir folgende archäologischen Befunde mitteilen: Partiell freigelegt wurde der historische Hauptkanal, der zum Teil im 19. Jahrhundert erneuert worden und abschnittsweise noch immer in Betrieb ist (also Wasser führt).  Im Bereich der Nonnengasse ist ein älterer und stillgelegter Abschnitt dieses Kanals zu Tage getreten, der aber größtenteils durch Baumaßnahmen in der Nachkriegszeit beschädigt worden ist. Außerdem wurden im Zuge der Bauarbeiten im Bereich Ledermarkt zwei Stichkanäle freigelegt, die ursprünglich die Abwässer aus dem Bereich Johanniterhof in den Hauptkanal ableiteten.

Alle archäologischen Befunde werden nach der Freilegung sachgerecht dokumentiert. Die Befunde werden nur so weit freigelegt, wie es für die Baumaßnahmen erforderlich ist – auch um Verzögerungen zu vermeiden. Soweit technisch möglich, bleiben die historischen Kanalabschnitte erhalten. Die durch die aktuellen Bauarbeiten erfolgten Eingriffe sind begrenzt und werden von Herrn Klefenz aus denkmalpflegerischer Sicht als vertretbar eingeschätzt. Die Befunde werden im Zuge der Bauarbeiten sachgerecht mit einer schützenden Trennschicht überdeckt, so dass deren Erhalt für die Zukunft gewährleistet ist.

Aus Experten-Sicht sind die bisherigen Befunde stadtgeschichtlich deshalb bedeutsam, weil sie die älteste bekannte Kanalisation Bad Mergentheims, die bis in das Mittelalter zurückreichen dürfte, zumindest widerspiegeln. Erst wenn die baubegleitenden Untersuchungen vollständig abgeschlossen sind, können nähere Angaben dazu gemacht werden.

Freigelegter historischer Kanal unter dem Ledermarkt. (Bild: Matthias Klefenz, Büro für Bauforschung-Archäologie)

Auch bei den weiteren Bauarbeiten im Bereich des Gänsmarktes wird die Stadt das Thema Archäologie mit aufwändigen Verfahren berücksichtigen.

Informationen zum Thema Baum-Entnahmen und Neupflanzungen

Im Zuge der Bauarbeiten wurden im Januar 2024 Bestandsbäume entfernt, die ohnehin mittelfristig abgestorben wären. Die Mehlbeeren in der Stadt Bad Mergentheim werden nach und nach alle von einem Pilz befallen und deshalb mittelfristig aus dem Stadtbild komplett verschwinden. Dies ist auch der Grund, warum schon seit geraumer Zeit gar keine Mehlbeeren mehr neu gepflanzt werden. Die vitalen Gänsmarkt Bäume - wie der Gingko im Norden und die Ahorn-Bäume im Süden - bleiben selbstverständlich erhalten.

Insgesamt gibt es am Gänsmarkt 16 neue Bäume, von denen vier Bäume als Solitärbäume freistehend sind und 12 Bäume in den vier größeren Pflanzquartieren in Gruppen zusammenstehen. 

  • Acer cappadocicum/ „Kolchischer Goldahorn“ (3 Stück, malerisch wachsend mit auffallender Herbstfärbung)
  • Pyrus salicifolia/ „Weiden-Birne“ (2 Stück, Nährbaum für Bienen und Vögel mit auffallender Blüte)
  • Magnolia kobus/ „Kobushi-Magnolie“ (2 Stück, schirmförmiger Kletterbaum mit duftenden Blüten)
  • Sophora japonica/ „Japanischer Schnurbaum“ (3 Stück, mehrstämmige Nährpflanze unter anderem für Schmetterlinge und Falter)
  • Koelreuteria paniculata/ „Rispiger Blasenbaum“ (2 Stück, Kletterbaum mit Zierfrüchten, der viele Insekten nährt)
  • Quercus coccinea/ „Scharlach-Eiche“ (1 Baum, auffallend-rote Herbstfärbung)
  • Gleditsia triacanthos/ „Gleditschie“ (2 Stück, mehrstämmig und mit Zierfrüchten)
  • Acer platanoides Cleveland/ „Spitzahorn Cleveland“ (1 Baum, Blüte in gelb-grünen Dolden und nährend für Bienen, Schmetterlinge und Falter)  

Ausführliche Informationen zu den neuen Bäumen finden Sie hier. 

Rückblick: Bürgerbeteiligung

Oberbürgermeister Udo Glatthaar bedankt sich bei allen Bürgerinnen und Bürgern, die sich im seit vier Jahren breit angelegten Beteiligungsprozess zum neuen Gänsmarkt eingebracht haben. Bereits im April 2019 waren über 100 Betroffene und Interessierte zur ersten Bürgerwerkstatt gekommen, weitere Befragungen fanden in den folgenden Monaten sowie in den Jahren 2020 und 2021 statt. Die im November im Gemeinderat verabschiedete Entwurfsvariante greift die wesentlichen Ziele auf, die im Beteiligungsprozess herausgearbeitet wurden: von der Aufenthaltsqualität bis zur Verkehrsberuhigung. 

Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit rund um die Baustelle fanden bereits zahlreiche Baustellen-Führungen und Kinder-Führungen statt.